Darf’s ein bischen mehr sein – Ist der ScrumMaster eine Vollzeit- oder Teilzeit-Rolle?
Besonders kleinere Abteilungen und Unternehmen auf dem Weg zur Agilität stehen gerade zu Anfang häufig vor der Herausforderung, keine Vollzeitstelle für die Rolle des ScrumMasters im Unternehmen zu haben. Eine Vollzeitstelle für einen ScrumMaster? Muss das wirklich sein? Kann das nicht auch ein Entwickler nebenbei machen? Oder wenigstens ein ScrumMaster für zwei Teams gleichzeitig?
Bei dieser Entscheidung sollte man betrachten, wie sich diese auswirkt. Die Konsequenzen, die sich oft hinter ihr verbergen, zeige ich hier auf.
Zwischen den Stühlen
Der Teilzeit-ScrumMaster hat in der Regel nur einen Teil seiner Arbeitszeit zur Verfügung, um die ScrumMaster-Rolle zu leben. Daraus resultierend ist die besondere Herausforderung, dass er einen ständigen Konflikt ausbalancieren muss: Welcher Rolle gibt er wann den Vorrang?
Ist er zeitgleich Entwickler im Team, kann er dann guten Gewissens sein Team an der Tastatur „hängen lassen“, wenn es eigentlich in puncto Teamentwicklung an der Zeit wäre, mal wieder einen aufwändigeren Workshop zu gestalten? Schafft er den Perspektivenwechsel, Teil des Entwicklungsteams und doch in einer vom Team absichtlich getrennten Rolle zu sein? Hält er durch, wenn ein Hindernis schwer zu lösen ist oder flüchtet er an die Tastatur, um das Erfolgserlebnis des Tages zu sichern? Nimmt er sich die Zeit, proaktiv sein Team zu fördern und zu fordern?
In der Praxis beobachte ich, dass Teilzeit – ScrumMaster Schwierigkeiten haben, einen Teil des Potentials der Rolle umzusetzen: Während Sie im Team einen sehr guten Job machen, fällt der Teil der Organisationsentwicklung in der Regel weg. Auch technisches Coaching (Refactoring, Unit Testing, TDD, …) wird üblicherweise nicht stattfinden, denn Prozess- und Technologiecoaching füllt schnell eine Vollzeitstelle aus.
Wie ist es nun, bei zwei Teams gleichzeitig? Der Balanceakt bleibt, nur verschiebt er sich auf die Frage, welches Team gerade wichtiger ist. Auch hier verzichtet das Unternehmen meistens auf die Dienstleistungen, die der Vollzeit-ScrumMaster der Organisation bietet.
Veränderung im Team und darüber hinaus
Für den Vollzeit-ScrumMaster gilt: Er kann seine gesamte Arbeitszeit einsetzen, um sein Team optimal im Verlauf der Produktentwicklung zu begleiten. Es ist genügend Zeit vorhanden um proaktiv und reaktiv zu handeln. Mit der steigenden Erfahrung des Teams verschiebt sich sein Tätigkeitsfeld mehr und mehr weg von der Arbeit am Team hin zur Organisationsentwicklung und Schaffung neuer Rahmenbedingungen: Er hilft bei der Gründung von Communities of Practice. Er unterstützt die Verkürzung von Release – Zyklen. Er gestaltet neue Karrierepfade mit. Er hilft anderen Gruppen im Unternehmen, die richtigen Kommunikationswege zu Scrum und Kanban – Teams zu finden. Auch andere Abteilungen interessieren sich häufig nach einiger Zeit für die „bunten Klebezettelchen“. Eine Einladung zum Dialog, die der Vollzeit-ScrumMaster einfacher aufgreifen kann und so Agilität weiter in das Unternehmen trägt.
Die Grafik zeigt nochmals die Kernaktivitäten, die Teilzeit- und Vollzeit-ScrumMaster in der Regel leisten.
Abhängig von dem Ziel Ihrer Scrum-Einführung können Sie nun entscheiden, welche Variante Sie wählen möchten. Wenn Ihnen das volle Potential agiler Methoden oder Ihr Projekt-/Produkterfolg sehr wichtig sind, empfehle ich Ihnen, diese neue Rolle als Vollzeitstelle zu schaffen.
Wenn Sie die Teilzeit-Option wählen, seien Sie sich der möglichen Konsequenzen bewußt – und es gilt sicherlich auch: besser ein erfahrener Teilzeit-ScrumMaster, der seinen Job ernst nimmt und beherrscht, als gar kein ScrumMaster.
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