Scrum Gathering Paris 2013 – Agiler Szenetreff am Eiffelturm

Wenn 400 Menschen aus 38 Ländern zusammenkommen, um ihre Leidenschaft für eine Arbeitsphilosophie zu teilen, dann muss es gut werden. Zwei Tage voller Workshops und Vorträge vergingen wie im Flug, die Abende in Paris profitierten vom Flair der Metropole.

Mein persönliches Highlight der Konferenz waren die Keynotes: Henrik Kniberg, der über Agilität im Großen bei Spotify berichtete. Eine Firma, die es durch ein geschicktes Skalierungsmodell geschafft hat, agil zu bleiben trotz massiven Wachstums. Keine leichte Aufgabe.

Dan Mezick folgte, der über seine inspirierenden Ansätze der Kulturveränderungen in verschiedenen Unternehmen berichtete. Sein Modell von agilen Transitionen präsentierte er unter der Kernfrage:

Wie schaffen wir es, dass Agilität langfristig bleibt?

An den Themen des Gatherings merkt man: Viele Firmen haben mittlerweile Erfahrung mit Scrum gesammelt – manche Firmen führen sogar Scrum zum zweiten Mal ein, weil sie die Agilität auf Ihrem Weg dann doch verloren oder die Einführung nur halbherzig begonnen haben. Die Fragestellung, wie Agilität dauerhaft in Firmen existieren kann, beschäftigt Firmen wie Community also intensiv.

Gespanntes Zuhören während einer KeynoteWichtige Eckpfeiler dafür sind das klare und dauerhafte Erleben der Vorteile agilen Arbeitens – auch auf der Ebene des mittleren und oberen Managements – und die kontinuierliche Verbesserung auf allen Ebenen des Unternehmens an die sich stetig verändernden Rahmenbedinungen.

Das Ziel der größten agilen Allianz bleibt spannend: Die Arbeitswelt zu transformieren (analog zum englischen Slogan: „Transforming the world of work.“).

Gut 90% der Mitarbeiter bei Spotify sind mit ihrem Arbeitsplatz sehr zufrieden. Welche deutsche Firma kann das von sich sagen?

Es gibt viel zu tun. Mit Agilität haben wir einen lohnenswerten Weg. Lasst uns gemeinsam das Morgen gestalten, in dem wir Arbeiten wollen.

Kontiniuerliche Wertschöpfung

Ein Grundgedanke in agilen Prozessen wie Scrum ist es, in Intervallen potentiell auslieferbare Produkt- oder Projektstände zu erzeugen. Jetzt kann man sich fragen, warum dies ein Vorteil zu anderen Produktionsphilosophien ist?

An jedem Intervallende habe ich die Möglichkeit, mein Produkt meinem Kunden oder Anwender zur Verfügung zu stellen. Damit ist die Zeitspanne, bis ich mit neuen Funktionen am Markt oder beim Kunden bin sehr kurz. Diese Taktung können oft nur wenige Mitbewerber erreichen. Sobald die Anwendung so ausgeliefert ein Mindestmaß an Nutzwert für die Zielgruppe darstellt, kann abgerechnet oder anderweitig monetarisiert werden.

Was bei Großprojekten oft Monate und Jahre dauert, beginnt hier von Anfang an. Darüber hinaus habe ich frühes Feedback meiner Anwender, welches maßgeblich in meine Produktgestaltung einfließen kann und so eine gute langfristig erfolgreiche Positionierung am Markt sichern kann.

Spinnt man den Gedanken der häufigen Auslierferung weiter, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass solche Lieferintervalle bestimmte technische Voraussetzungen haben: Kontinuierliche Integration, automatische Tests und schnell durchführbare Deploymentprozesse. Hat man diesen Reifegrad erreicht, entsteht quasi mit jedem Feature, dass ein Team in einer Iteration abschließt, Wertschöpfung für das Unternehmen. Welche Projekte können das schon behaupten?

In der Realität ist dies für viele Unternehmen ein Weg, der Mut, Ausdauer und Kraft kostet. Und vielleicht liegt gerade hier das Potential, sich vom Mitbewerber abzuheben oder auch als interner Dienstleister überzeugen zu können. Noch sind es wenige Firmen, die so weit gegangen sind und ich bin mir sicher: es werden jedes Jahr mehr werden.