Jasmine’s Weg zur Certified Scrum Trainerin (CST®) (Interview)

Diese Folge ist ein Interview von Sabine Canditt, die als Gesprächspartnerin Jasmine zu ihrem Weg als Certified Scrum-Trainerin befragt. Das Inteview wurde vom ScrumAlliance DACH-Chapter aufgenommen, welches der deutsche Ableger der Scrum Alliance ist. Mehr dazu unter https://scrumdach.org

 

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Kai

Ja. Als Coach gehört es genauso dazu, dass man regelmäßig Wissen vermittelt in Bezug auf agiles Vorgehen. Und vielleicht kennst du das selber, gerade wenn man Stakeholder hat um einen herum, die agiles Vorgehen nicht gewöhnt sind, dass das sehr wichtig ist, damit man innerhalb seines eigenen Teams agil arbeiten kann. Und dazu hilft es, seine Trainer Facette weiter auszugestalten. Jasmine hat den Weg zur zertifizierten Scrum Trainerin bei der Scrum Alliance gemacht und wird heute interviewt. In diesem Podcast von Sabine Canditt und Sabine Canditt ist an dieser Stelle stellvertretend für die Scrum Alliance DACH organisation. Das ist der deutsche Ableger der Scrum Alliance hier ein eigener Verband von der größten Dachorganisation der Scrum Anwender weltweit, der Scrum Alliance, in der ich schon seit 15 Jahren Mitglied bin. Und heute hörst du ein spannendes Interview dazu, wie man eigentlich diese Facette weiter ausgestalten kann und was das man dazu tun musste, um zertifizierte Trainerin zu werden.

 

Sprecher

Herzlich willkommen zum Agile Growth Cast. Deine regelmäßige Dosis Wachstum zum Hören. Ehrlich, authentisch, agil. Von und mit den Two Agilists.

 

Sabine

Ja. Hallo zusammen, ich bin die Sabine behandelt und ich war bisher die einzige weibliche Certified Scrum Trainerin im deutsch sprechenden Raum. Aber das ist jetzt nicht mehr so, weil jetzt gibt es auch die Jasmine. Und deswegen habe ich mir gedacht, es wäre toll, wenn ich mit der Jasmine ein Interview führen könnte, wo sie einfach was über ihren Werdegang als Trainerin erzählen kann, sodass ihr auch einen Eindruck von ihr bekommen könnt. Und ich mache das in meiner Nebenfunktion als Vorstand im Scrum DACH Chapter. Wir haben uns auch unter anderem zur Aufgabe gemacht, dass wir halt die Trainer:innen und Coach:innen, die im deutschsprachigen Raum unterwegs sind, denen die Gelegenheit zu geben, sich vorzustellen, ihre Arbeit vorzustellen, aber auch als auch sich als Person. Ja, und ich freue mich sehr, die Jasmin heute im Zoom Call zu haben und auf unser Gespräch. Ja, liebe Jasmin, schön, dass wir uns mal wieder sehen, wenn es auch nur in einem Zoom Fenster ist. Ich bin total glücklich. Habe mich echt gefreut über die Nachricht von dir, dass du jetzt auch Certified Scrum Trainerin geworden bist, dass ich jetzt Verstärkung bekommen habe im deutschsprachigen Raum.

 

Sabine

Und deswegen freue ich mich sehr, dass wir heute dieses Gespräch miteinander machen können.

 

Jasmine

Ich freue mich auch total.

 

Sabine

Super.

 

Jasmine

Sowohl Trainerin zu sein, wie auch für das Gespräch.

 

Sabine

Also wirklich klasse. Ja, dann lass uns doch einfach gleich loslegen. Okay, ja. Wie ist es denn zu so dazu gekommen, dass du überhaupt dich schon mit agilen Vorgehensweisen auseinandergesetzt hast? Wie hat deine Reise als Trainerin angefangen?

 

Jasmine

Ich glaube, es gibt. Es gibt bei mir so zwei Reisen. Das eine ist so dieses Trainierende, das hat wesentlich vor der Agilität angefangen. Ich ich wollt ja mal Lehrerin werden.

 

Sabine

Ja.

 

Jasmine

Dann hab ich das auch mal angefangen zu studieren und habe dann gemerkt, dass das Schweizer Studium, wenn man Gymnasiallehrern macht, sehr wenig Pädagogik drin hat. Mir war das zu wenig. Und dann bin ich auf Psychologie umgeschwenkt. So, habe aber. Von wann an von 14 an Nachhilfe gegeben und habe im Studium dann auch ganz, ganz viel Aushilfsjobs gehabt an Schulen. Und mein letzter Studienjob war mit Schulabgänger, also mit 16, 17, 18-jährigen Schülern, die so was wie ein Freiwilliges Soziales Jahr machen. Jedoch war das eingebettet in die Schule. Sie waren mittwochs bei uns in der Schule, da habe ich Mathe und Englisch gemacht. Aber in Mathe haben wir so Sachen gemacht wie Steuererklärung ausfüllen und so sehr lebensnahe Sachen – Prozent rechnen. Wenn deine Hose normalerweise 90 € kostet und jetzt 30 % reduziert ist, wie viel kostet sie noch? Weil diese Schüler eine extreme Angst vor Zahlen überhaupt hatten. Das habe ich vorher noch nie erlebt. So, dieses. Da steht ein Bruchstrich. Da geht gar nichts mehr. Und warum erzähle ich das?

 

Jasmine

War das für mich ganz viel mit Training zu tun hat – wir haben ja immer, auch immer wieder Leute, die sagen Ach, dieses Agile oder dieses Scrum, irgendwie alter Wein in neuen Schläuchen bleibt mir gestohlen. Also wo wir auch schon Widerstände haben und ich habe gemerkt, mit diesen Jugendlichen zu arbeiten, hat mir einfach unglaublich viel Spaß gemacht. Mir macht es viel Spaß, neue, andere Wege zu finden, wie man Sachen lernen kann. Weil dieser schulische Weg, wie wir ihn kennen, jemand sagt dir: Guck mal, hier ist Arbeitsblatt. Füll aus, ich erkläre es dir noch. Das ist einfach nicht für jedermann oder jede Frau so, insbesondere in der Erwachsenenbildung oder wenn es um Scrum geht, wo ich ja Dinge vielleicht auch mehr erfahren muss. Wir wäre denn das in so einem Scrum Team zu sein. Was ist denn der Paradigmenwechsel da drin? Das ist ja eine Welt, in die habe ich vielleicht schon mal reingeschnuppert, aber viele haben die auch noch nie erlebt. Genau da hat so meine Passion angefangen für wie vermittle ich Inhalte, ohne dass das schulisch rüberkommt, ohne dass das rein kognitiv ist.

 

Jasmine

Also wenn jetzt ein Teilnehmer sagt: Hey, ich brauche Training, das sehr, sehr kognitiv ist, dann bin ich nicht die richtige Trainerin. Da haben wir andere Trainer in unserer Community wo wir sagen können: Dann geh da hin, weil der ist dann besser oder die ist am besten. Die ist leider auch nie aber der ist besser geeignet dafür. So genau und zu Scrum bin ich später gekommen. Also ich habe Psychologie studiert, bin dann ins HR gewechselt und dann hat ein guter Freund von mir. Ich habe dann immer ein bisschen gemotzt, so, jetzt ist es zu weit weg von den Leuten. Ich weiß gar nicht, was ich so richtig tun. Wir machen tolle Change Initiativen und es bringt nichts. Dann hat ein Freund von mir mal gesagt Scrum Master ist deine Position. Und damals vor zehn Jahren war es ja nur in der IT. Meine Antwort so ganz ehrlich – Wenn mein Computer ein Update mach, kriege ich die Krise. Was soll ich denn in der IT?

 

Jasmine

Ja. Lange Rede, kurzer Sinn ich habe mich dann trotzdem beworben. Auf diese Scrum Master Stelle habe ich auch eine Vollzeit Scrum Master Stelle bekommen, was vor zehn Jahren echt nicht oft vorkam. Und habe gemerkt, dass ich da die Organisationsentwicklung, die ich sonst aus der HR Perspektive gemacht habe, mit den Teams machen kann. Da, wo Wertschöpfung geschieht. Und das ist das, was mich immer noch begleitet, dieses Vereinen von Menschlichkeit und Produktivität, weil ich glaube, nur dann, wenn wir Menschlichkeit mit Produktivität vereinen, kann wirklich was Gutes geschehen. Kann Innovation geschehen – können wir so zusammenkommen, dass wir Produkte kreieren, die uns dienen, dem Kunden dienen, der Firma dienen? Also das muss für mich alles drei drin sein. Kunden-Ausrichtung ist schön, aber wir arbeiten 40 Stunden die Woche. Das ist sehr, sehr viel Zeit. Das darf und muss Spaß machen sonst. Funktioniert es nicht oder funktionieren wir als Mensch auch irgendwann mal nicht mehr

 

Sabine

Absolut. Ein sehr nachhaltiger Gedanke finde ich, an sich selber zu denken. Gerade in diesen Zeiten, wo wir jetzt haben mit Corona, wo man zu Hause ist und wirklich darauf achten muss, wie es einem selber auch geht. Für andere nicht vernünftig Dinge tun. Okay, also da bist du dann durch deine frühe Ambitionen zum Trainieren oder zum Unterrichten um zusätzlich da eine Erfahrung, die du als Scrum Master machen durftest und diesen Freund, der vielleicht einen wichtigen Impuls gesetzt hat für dich, dass Certified Scrum Trainerin was für dich sein könnte. Bist du dann auf die Idee gekommen, genau das zu werden? Erzähl doch mal ein bisschen davon, wie das über die Schritte war, die dich dann davon gebracht haben. So von dieser, dieser Entscheidung. Ja, das könnte was für mich sein. Bis dahin, wo du es nun tatsächlich geworden bist.

 

Jasmine

Ich glaube, ich bin in meiner Karriereplanung etwas atypisch, oder? Bzw. Ich weiß nicht. Jeder kennt wahrscheinlich diese Interviewfrage Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Da stehe ich so da und denk so, hm. Ich weiß manchmal gar nicht, wo ich mich morgen Abend sehe. Also schwierig. Von daher. Genau der David hat mich damals in diese Scrum Master Position rein geschubst und da habe ich auch wirklich so mein berufliches Zuhause gefunden. Nicht weil ich Agilität und Scrum jetzt missionarisch toll finde, sondern weil es einfach Sinn macht, so zu arbeiten in gewissen Umfeldern, in anderen nicht aber in denen, wo ich unterwegs war, sehr oft und da gehört hat, aber auch in der Organisationsentwicklung Veränderungs Maßnahmen Firmen dazu und alles was komplex ist, da macht es einfach Sinn so zu arbeiten. Und genau da bin ich in diese Position rein geschubst worden. Konnte mich da auch einfach echt gut entwickeln. Hab für mich sehr viele Lernfeld entdeckt. Das ist für mich immer wichtig. Ich bin ein Mensch, der muss sich kontinuierlich weiterentwickeln. Und ich bin nicht unbedingt ein Buch- Literatur Weiterentwickler, sondern ich brauche das über Erfahrungen.

 

Jasmine

Und dann habe ich dann an die Schrieb kennengelernt, von „Das Scrum Team“ und der hat mich in ein Training mitgenommen und meinte „Komm trainieren, kann doch was für dich sein.“ Und ich weiß noch, das war ein sehr, sehr spannendes Training. Es war ein In HOuse Training, es waren zwei. Also eine Abteilung, aber von zwei Standorten. Der eine Standort eher so ein bisschen hipp und jung und lass uns das machen. Der andere Standort sehr traditionell, sehr gebeutelt auch. Und am Ende des Trainings, am Ende von diesen drei Tagen, hatten wir wirklich Leute, die nur mit Andy geredet haben und Leute nur mit mir geredet haben. Also wir haben da ein bisschen viel Spiegel hochgehalten. Das war ein spannendes Training, aber ich habe so gemerkt Ach, das macht Spaß. Es war nicht ein einfaches Training. Also wir haben, glaube ich, während dem Training unseren Trainingsplan fünfmal umgeschmissen. Weil wir gemerkt haben, auch die Gruppe braucht was anderes, die brauchen mehr Verbindung zueinander, mehr Gespräch, sondern also immer wieder auch umschmeißen.

 

Jasmine

Und da habe ich gemerkt Ach, wenn Training so ist, dann macht’s Spaß. Also wenn es nicht ist, ich geht jetzt das Gleiche irgendwie drei Tage die Woche immer wieder runter. Das wäre nichts für mich. Aber wenn ich wirklich mit der Gruppe interagieren kann ich habe meine Lernziele, die will ich erfüllen. Natürlich. Und auf der anderen Seite kann ich aber auch auf die Bedürfnisse der Gruppe eingehen. Das Anpassen auf die Gruppe da macht’s Spaß. Genau da hat meine Reise angefangen vor. Viereinhalb Jahren war das, glaube ich, so, also auch eine lange Zeit. Ich habe mir dann auch wirklich Zeit genommen, habe einfach das eine oder andere Co-Training dazugenommen. Jetzt auch gar nicht mit dem Hintergrund Ich muss unbedingt Scrum Trainer werden, sondern ich habe für mich festgestellt, ich war dann schon selbstständig, habe Firmen beraten, habe für mich festgestellt, wenn ich ein besserer Trainer werde, werde ich auch ein besserer Coach. Und diese Verbindung, und die haben, glaube ich, noch nicht so viele. Aber ich habe einfach gemerkt, dadurch, dass.

 

Jasmine

Ich das Training modular aufgebaut habe und von den Trainern auch so Module mitbekommen habe, konnte ich diese Module auch im Coaching immer wieder verwenden. Ich bin gerade in einem Team. Wir haben ein Problem mit der Definition Of Done. Okay, da machen wir nur eine kurze Trainings Sequenz, wo wir uns von unserem Problem lösen können, zum einen sagen können okay, wir gehen jetzt auf die Metaebene, guck mal an, was ist diese Definition Of Done überhaupt? Warum brauche ich sie? Was passiert, wenn wir sie nicht haben? Dass wir dann die Entscheidung treffen können, wollen wir sie? Wollen wir sie nicht? Wenn wir sie nicht wollen, welche Konsequenzen handeln wir uns damit ein? Und wie erstellen wir jetzt eine Definition Of Done für uns? Und da habe ich gemerkt, ich werde auch einfach zu einer besseren Beraterin. Und ich kann meine Arbeit besser machen.

 

Sabine

Ja.

 

Jasmine

Genau. Und dann kamen nach und nach mehr Trainings dazu, bis ich irgendwann entschieden habe Okay.

 

Sabine

Ja.

 

Jasmine

Jetzt ist vielleicht auch gut genug. Jetzt kann ich auch diesen Schritt zum und zum Scrum Trainer gehen. Das braucht bei mir persönlich immer ein bisschen länger.

 

Sabine

Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass du dann Trainings Sequenzen in deinem Coaching einbringst. Auch umgekehrt. Wir haben gemeinsam auch das Training gemacht. Das habe ich auch noch in Erinnerung, dass wir halt sehr viel so auch so oft eine Erfahrung damit einbringen konnte, was natürlich für die Trainings Teilnehmenden dann auch sehr spannend ist, so mitzukriegen von jemandem, der eben auch in der Praxis ist. Also apropos, dieses Training damals, das war ja alles beim Training nur für Scrum Masterinnen als angehende, das habe ich noch in Erinnerung, dass wir uns vorgenommen haben, auch mit der Anna Huda damals zusammen. Wir machen das als drei Frauen für lauter Frauen. Welche Erinnerungen hast du da noch dran?

 

Jasmine

Also ich weiß noch, ist vielleicht auch ein bisschen mit dem Tränchen anzufangen, dass die Frauen dann meinten ach ja, sie werden auch in ein anderes Training gegangen und es hätte einfach grad so gepasst. So okay. Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, wir hatten einfach eine unglaublich schöne Atmosphäre und ich habe das Gefühl, dass auch Frauen, die ich in sonstigen Training wahrscheinlich als sehr zurückhaltend wahrgenommen haben, sich in der Atmosphäre sehr viel mehr getraut haben. Also es. Wenn wir jetzt aus einer psychologischen Perspektive draufgucken, dann sagen wir ja immer, diverse Gruppen sind besser. Also wo wir auch wirklich mischen. Als so rein uniforme Gruppen. Nichtsdestotrotz hatte ich das Gefühl, diese Atmosphäre hat hat uns sehr gut getan. Wir hatten echt ein sehr schönes Training. Also da kann ich mich dran erinnern und auch, ähm, wir haben ja da auch so Coaching Sequenzen drin gehabt. Wir haben zum Beispiel auch ein Troika Consulting noch mal gemacht. Ich fande die Frauen sind da sehr aus sich rausgegangen, auch wieder in die Lösungsfindung.

 

Jasmine

Was könnte ich denn jetzt in diesem Kontext machen, der noch nicht perfekt ist? Genau. Okay, ich weiß nicht, ob das so deine Erfahrung oder deinen deine Erinnerung widerspiegelt.

 

Sabine

Das kann ich voll nachvollziehen und so ist es mir auch gegangen. Also ganz ähnliche Eindrücke, die du auch mitgenommen hast. Und wir haben uns ja damals entschieden, dass wir das erstmal dabei belassen. Wer hat versucht werden zu wollen? Einfach noch mal ausprobieren.

 

Jasmine

Und sagen Genau, man kann vielleicht es online dann noch mal einfacher oder?Also auf jeden Fall. Für mich war das ein bemerkenswerter Moment, so ein besonderes Training. Das hat einfach dadurch besonders herausgestellt und hat mit drei Trainerinnen, drei Trainerinnen und sogar nicht mal mit Theater zu machen. Nur mit Frauen. Für dich gab es sicherlich auch noch andere bemerkenswerte Momente in deiner Trainer Laufbahn. Was war denn da sonst noch irgendwelche Dinge, wo du sagst Oh, das war ein toller Impuls und da habe ich wirklich was mitgenommen oder vielleicht auch was wo was man nicht so gut funktioniert hat und wo du doch was draus gelernt hast.

 

Jasmine

Hmm.

 

Jasmine

Ich glaube, ich durfte mich selber wirklich finden in dieser Trainerrolle und das fand ich sehr spannend und das ist vielleicht auch für diejenige, die sich auf den Weg begeben. Ich habe angefangen mit: Ich kann das doch schon so und ich habe jetzt schon ganz viel unterrichtet. Ich weiß was zu Scrum. Das geht schon so und dann in diese bewusste Inkompetenz rein zu kommen. So okay, es ist nicht schlecht was du machst, aber da gibt es noch viel mehr. War cool. Also sobald ich mich entschieden habe. Okay, jetzt werde ich CST. Und mich dann auch noch mal auf verschiedene Trainer waren’s dann halt weil es gibt ja fast nur männliche Trainer einzulassen und zu gucken, okay, was sind diese verschiedenen Stile, wer trainiert wie und da gibt es wirklich vom fast schon Improvisations-Trainer bis hin zum sehr standardisierten gescripteten Trainer gibt es alles und es hat alles so seine Berechtigung und es hat alles. Es funktioniert für die jeweiligen Trainer und auch für die jeweiligen Gruppen. Ich glaube die meisten Teilnehmer kommen oft über Mund zu Mund Propaganda und die wissen dann auch schon ein bisschen, wie der Trainer ist und mich da drin zu finden.

 

Jasmine

Wer bin ich? Da drin war spannend und da gab es natürlich auch viele Fettnäpfchen, was ausprobiert habe, was der andere gemacht hat und dann so gemerkt habe so. Das weiß ich so gut, dass passt jetzt gar nicht zu mir.

 

Sabine

Hast du da ein Beispiel?

 

Jasmine

Ähm, ja. Zum Beispiel ein Trainer, der kann unglaublich gut Geschichten erzählen und er übt die auch ständig. Und wenn ich das aber versuche zu tun, dann wirkt das auf einmal sehr überzogen. Und dann weiß mein Gegenüber gar nicht mehr Ist das jetzt Jasmines Geschichte oder erzählt sie das jetzt einfach oder will sie sich profilieren? Und das führt dann zu ganz komischen Situationen, besonders im Co-Training. Und genau da für mich so zu merken Wo bin ich authentisch, welche Geschichte kann ich authentisch erzählen? Wie? Ich habe einen großen Glaubenssatz von ich bin nicht lustig. Und meine Trainings sind dann sehr ernst, oder das ist, so mein Glaubenssatz, da drin, dass ich da viel zu ernst bin. Und dann habe ich versucht, sehr lustige Geschichten da reinzubringen. Da hab ich gemerkt, die funktionieren so gar nicht. Und meine Trainings sind, ohne dass ich sie versuche lustig zu machen sehr viel lockerer. Genau. Und auf der anderen Seite bin ich aber dankbar für diese Erfahrungen. Ich finde, übers Kopieren lernen wir ja auch ganz viel.

 

Jasmine

So, wenn ich jetzt meine Kinder angucke, wie viel die kopieren. Und dann darin rausfinden. Okay? Was? Was bin ich da drin? Was? Was will ich überhaupt?

 

Sabine

Na ja. Du hast schon über den unterschiedlichen Stil gesprochen, den unterschiedliche Trainer auch haben und auch ein bisschen was über deinen eigenen Stil erzählt, du hast gesagt bei dir geht es immer sehr viel um das Erleben und du bist nicht so ein kognitiver Mensch. Und du hast gesagt, du bist nicht lustig. Was ist denn sonst noch dein – wie würdest du deinen Stil beschreiben?

 

Jasmine

Ähm. Ich verknüpfe sehr viele verschiedene Bereiche. Also ich bin, glaube ich, ich bin sehr enthusiastisch, weil für mich Scrum einfach funktioniert. Und da bin ich sehr, sehr enthusiastisch. Das ist ein Teil von mir von meinem Stil. Der zweite Teil ist, dass ich im Training wirklich gucke, dass wir zusammen Scrum erleben. Gerade für die Teilnehmerinnen, die noch nie in einem Scrum Team waren oder die das noch nie funktionierend erlebt haben, ist das oft eine sehr gute Referenz Erfahrung. Wie hat sich das angefühlt? Wie fühlt sich denn ein Planning an, wenn wir in kompletter Unsicherheit sind? Es fühlt sich nicht toll an, aber irgendwie kommt trotzdem was raus und aus diesen Gesprächen kommt was raus. Also dieses sehr nah wahre, sehr, sehr reale. Das ist glaube ich was Besonderes an meinem Stil und dass ich halt die Psychologie immer wieder rein verknüpfe. Es gibt wenig Trainer, die jetzt auch einen psychologischen Hintergrund haben. Viele haben noch einen Coaching Hintergrund, aber dass ich da auch wirklich psychologische Modelle etc. wieder rein integriere.

 

Jasmine

Da wird es ein bisschen kognitiver. Ich weiß nicht, wenn man diese 4 -C Modell von Learning From The Back of the Room kennt, da schafft man immer eine Referenz Erfahrung. Oft macht man da ein Modell erleben und noch mal Transfer. Was ich ganz oft mache ist Referenz-Erfahrung, Erleben, Modell, Transfer, weil ich einfach merke, das ist so, wie ich lerne. Und für viele ist es einfacher, wenn wir in einem Raum sind, der ganz neu ist. Wenn wir in einem Raum sind, wo wir an vieles anknüpfen können, dann geht das mit dem Modell und dann der Erfahrung ganz gut. Aber wenn es ganz Neue ist wird’s, schwieriger. Genau.

 

Sabine

Du kannst mit dem Modell auch mehr anfangen. Wenn du das vorher schon mal erlebt hast, dann weißt du, wo du mit dem Modell andocken kannst du

 

Jasmine

Genau.

 

Sabine

Wann würdest du sagen Fühlst du dich so richtig glücklich und zufrieden? Was, wenn du dann Training gegeben hast, dass du sagst, das war eine runde Sache?

 

Jasmine

Ich glaube, wenn die Teilnehmerinnen rausgehen und für sich ein gutes Verständnis haben. Was Sie anwenden können, wie sie es anwenden können, was Ihre nächsten Schritte sind. Ich muss nicht Teilnehmer überzeugen, Scrum anzuwenden in einem Training. Für mich ist es völlig legitim, dass jemand nach zwei oder drei Tagen Training sagt Es war eine gute Erfahrung und ich weiß, für meinen Bereich passt es nicht. Dann ist es völlig legitim und dann bin ich auch glücklich so bzw. Ich hatte auch mal einen Teilnehmer, der macht Bau-Unterführungen. Der hat auch schon gesagt, ich wurde jetzt hier hingeschickt. Ich weiß gar nicht, was ich damit machen soll. Sobald eine Baugenehmigung da ist in Iteration planen. Und nach nur 3/4 Jahr hat er meine E Mail geschrieben und gesagt , okay, ich kann nicht so viel anwenden, aber Dailies und Retro mache ich und die sind der Burner. Da haben wir auch ein Telefonat geführt haben. Ich sag dir was zu, die sei gesagt jeden Freitagabend mit einem Bier, wichtig. Es gibt ein Feierabend-Bier und dann machen wir ne Retro für ne Stunde und gucken, was können wir verbessern für die nächsten zwei Wochen?

 

Jasmine

Was wollen wir anders machen? Was lief nicht so gut und ich denke, das macht mich glücklich. Du hast irgendwas gefunden, was deine Arbeitszeit verbessert, die Arbeitswelt von deinen Mitarbeitern verbessert. Das ist super und auch für deine Firma Mehrwert generiert.

 

Sabine

Ja, ja, und das ist ja auch ein schönes Beispiel dafür, dass man sich so und so ein Bestandteil aus dem Scrum Framework raus greifen kann. Und das hätte dieser Mensch von dem erzählt, das auch nicht gemacht, wenn er nicht wirklich interessiert an Verbesserung gewesen wäre, bereit gewesen wäre, zusammen mit den Leuten, mit denen er zusammenarbeitet, sich weiterzuentwickeln. Und wenn das was ist, was du ihm vermitteln konntest. Aha darum geht es letztendlich bei Scrum. Und erst ein paar Tools an der Hand, mit denen wir das machen kannst in deinem Bereich, dann ist es wirklich schöner Erfolg.

 

Jasmine

Ja, ich glaube auch nicht erlebt hätte von ja, wir machen ne Retro, wir machen aber nicht eine Retro im Sinne von wie man es in anderen Trainings vielleicht macht. Ich sage, was mir hier alles stinkt, lieber Trainer und du machst dann für mich bitte, dass es für mich passt, sondern wir machen Retro im Sinne von – Wir gucken, was stinkt mir denn hier oder was passt gerade nicht, was fühlt sich noch nicht stimmig an für mich und und uns als Gruppe. Und wir suchen zusammen in unserer Verantwortlichkeit Lösungen dafür. Und da bin ich genauso involviert wie in dem Sagen, was mir nicht passt. Und ich glaube, diese Erfahrung war für diesen Teilnehmer ganz wichtig. Dieses Ah, eine Retro bedeutet nicht – Frag meine Mitarbeiter, was alles nicht passt und ich muss dann springen, sondern wir finden zusammen Lösungen. Und die sind wahrscheinlich besser als die, die ich mir selber überlege.

 

Sabine

Ja, Jasmine, dann sind wir schon langsam am Ende von unserem Gespräch. Hat mich sehr gefreut, mit dir zu reden. Ich denke, dass auch unsere Zuhörer oder Zuschauer einen guten Eindruck davon bekommen haben, wie du bist als Trainerin. Und wie gesagt, ich freue mich total, dass du jetzt hier auch auf dem nicht nur deutschsprachigen, sondern überhaupt auf dem Agilen Markt als Trainerin unterwegs sein kannst mit deiner Zertifizierung. Also noch mal schönen herzlichen Glückwunsch dazu.

 

Jasmine

Dankeschön.

 

4 Wege, wie du bessere Retrospektiven-Maßnahmen erschaffst

Jede Retrospektive sollte Maßnahmen nach sich ziehen. Stimmt das eigentlich?


Wir gehen verschiedene Möglichkeiten durch, wie wir Maßnahmen mit Teams in Retrospektiven ableiten und teilen auch noch einen Tipp, der besonders bei gestressten Teams häufig für ein zufriedenes Bauchgefühl sorgt.

Kai

Aus jeder Retrospektive sollen Maßnahmen rauskommen. Stimmt das eigentlich? Und wenn das so ist, wie viel Zeit nehme ich mir wohl am besten? Und wie drehe ich die Dinger durch die Mangel, damit auch was brauchbares rauskommt? Darum geht es in dieser Folge. Viel Spaß beim Anhören.

 

Sprecher

Herzlich Willkommen zum Agile Growth Podcast, dem Podcast für alle Agile Interessierten mit hilfreichen Ideen und erprobten Werkzeugen, die dich weiterbringen. Von und mit den Two Agilists.

 

Kai

Herzlich willkommen zum Agile Growth Podcast, hier sind Jasmine und Kai und wir freuen uns, dass du wieder eingeschaltet hast, denn wir helfen Menschen dabei, die Versprechen agiler Vorgehensweise in der Praxis einzulösen, ohne IT Wissen vorauszusetzen. Das weißt du vielleicht schon, wenn uns ein bisschen länger hörst, wenn nicht. Herzlich willkommen. Schön, dass du einschaltet. Denn heute geht es darum, wie man sich darum kümmern kann, dass die Maßnahmen, die aus der Retrospektive rauskommen, auch irgendwie funktionieren und wie man sie gestalten kann.

 

Jasmine

In einer der vorherigen Folgen haben wir darüber geredet, warum dein Team, warum ein Team vielleicht Widerstände hat, an so einer Retro überhaupt teilzunehmen. Warum Teams demotiviert sind, an Retros teilzunehmen. Und einer der Gründe kann sein, dass die Maßnahmen, die wir an so einer Retro beschließen, einfach nichts bringen. Und das kann natürlich viele, viele, viele Gründe haben. Wir haben jetzt einfach mal ein paar Ideen zusammengestellt, wie man in diesem vierten Schritt Maßnahmen beschließen, bessere Maßnahmen herauskristallisiert. Und die erste Idee ist der Grundbaustein von Scrum, nämlich empirisches Vorgehen und empirisches Vorgehen bedeutet, dass ich mithilfe von Daten aus der Vergangenheit Experimente für die Zukunft generiere. Und was mir ganz, ganz oft begegnet, wenn ich Retrospektiven beobachte, ist, dass Teams sowas hinschreiben wie Wir müssen mehr kommunizieren als Maßnahme. Oder mehr miteinander sprechen. Wenn ich das jetzt meinem Uni-Professor hingehalten hätte als Experiment. Ja Experiment ist mehr miteinander sprechen. Dann hätte der ganz viele Fragen gehabt. Aber vor allem auch: Was ist denn das Ergebnis von miteinander sprechen? Was soll denn da rauskommen?

 

Jasmine

Was ist denn eure Hypothese? Und da siehst du vielleicht schon, wie so eine Maßnahme formuliert sein könnte oder in welche Richtung das geht. Also der vierte Schritt wird ganz oft so als, ah ja jetzt haben wir ganz viel gelabert und wir haben auch alle gerafft, worum es geht. Jetzt schreiben wir noch irgendeine Maßnahme auf weil müssen wir tun? Gehandhabt. Aber dann wird es auch ganz schön demotivierend, weil. Mehr miteinander sprechen wird halt niemand machen.

 

Kai

So, jetzt kommt aber dann doch öfter mal so was raus wie Wir müssen mehr miteinander reden, was mache ich denn dann?

 

Jasmine

Und da hilft mir ein Grundsatz, den ich in meiner Coaching Ausbildung gelernt habe, nämlich lass dich von deiner Neugier leiten. Also da wirklich die Fragen eben zu fragen, nicht zu akzeptieren, mehr miteinander sprechen, sondern zu fragen wer spricht mehr miteinander? Wie sprechen wir miteinander? Warum wollt ihr das überhaupt tun? Was ist die Hypothese dahinter? Was ist das Ziel dahinter? Und dass wir das genau so formulieren. Das heißt, wir erwarten durch mehr Kommunikation in zwei Wochen das und das Ergebnis. Daran würden wir das sehen. Das ist auch eingetroffen ist und das müsste irgendwas sein, was man auch wirklich beobachten kann.

 

Kai

Also irgendwie Akzeptanz Kriterien, die man dazu packt, wo dann steht und dann ist das auch erfolgreich gewesen.

 

Jasmine

Und dann dieses mehr miteinander sprechen, auch spezifizieren. Und das, das kann unglaublich viel sein. Es kann sein, dass wir unsere Dailies verbessern und da mehr miteinander sprechen. Oder dass wir in den Dailies 5 Minuten noch bestimmen, wer heute mit wem sich austauschen muss. Oder dass wir von eins bis drei Uhr nachmittags Meeting freie Zeit haben, weil das generell Austausch Zeit zwischen dem Team ist und gucken, ob das uns hilft, dass wenn wir darüber reden, wer von 1 bis 3 denn dann miteinander kommunizieren muss, damit wir vorankommen. Unser Sprint-Ziel besser zu erreichen. Wenn das zum Beispiel das ist, wo wir sagen, daran würden wir das sehen, wir haben dann das Sprintziel erreicht oder oder oder oder. Also dieses mehr miteinander sprechen sehr spezifisch machen, was heißt, dass mehr miteinander sprechen.

 

Kai

Manch einer kennt ja auch Smart Goals spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert. Da gibt es auch verschiedene Varianten, wie man die Buchstaben übersetzt. Aber das darf das schon auch sein an der Stelle. Wobei terminiert ist da meistens klar im Scrum Rahmenwerk dann bis zum nächsten Retro. Muss dann irgendwie auch umgesetzt sein. Also wie kannst du da mehr rein drillen und nicht nur so einen wabbeligen Blörp da stehen haben als eine Maßnahme.

 

Jasmine

Das ist so die erste Idee, wie du deine Maßnahmen einfach schärfer machen kannst, so dass sie auch umsetzbar werden und so, dass dein Team grundsätzlich auch mitmachen kann. Weil wenn du da so was generisches hast, wie mehr miteinander sprechen, dann ist das ja schön, weil dann kann Jasmine mehr mit Kai sprechen. Aber mich selber geht es ja nichts an oder wie auch immer das interpretiert wird. Das heißt, es muss auch für jeden einzelnen relevant sein. Eine zweite Idee, die wir haben, wie man Maßnahmen besser machen kann, kommt aus Gewohnheits-Forschung raus und nämlich wenden wir sehr gerne Dinge an, die uns helfen, neue Gewohnheiten zu etablieren und machen das auch für Teams jetzt aus der Gewohnheitsforschung, wissen wir, wenn wir riesen Schritte gehen wollen, dann sollten wir mit kleinen Schritten anfangen. Das heißt, wenn ich mir eine Routine etablieren möchte, wo ich jeden Tag eine halbe Stunde meditiere, dann sollte ich mit einem kleinen Schritt anfangen, damit ich das überhaupt in mein Leben integriere.

 

Kai

Zwei achtsame Atemzüge am Tag reicht vollkommen. Und dann habe ich die Grundidee schon mal da, nämlich, dass ich täglich Wert darauf lege, überhaupt mal einen achtsamen Moment zu haben. Ob das dann dazu führt, dass ich dann nachher 30 Minuten da sitz. Kann sein, muss nicht sein. Aber es ist zumindest mal ein Schritt in die Richtung jeden Tag.

 

Jasmine

Und es ist auch ein messbarer Schritt in eine Richtung, den ich jeden Tag tue. Und da hilft es in diesem vierten Schritt, wenn ich dieses Beispiel habe, von mehr kommunizieren. Auch da eine Gewohnheit draus zu machen und zu gucken ok, wenn wir haben mehr kommunizieren, was wäre denn etwas Kleines, was wir am Tag tun können? Zum Beispiel wenn es bei mehr kommunizieren darum geht. Wir wollen auch wieder näher zusammenwachsen, weil zum Beispiel die digitale Zeit uns auseinandergerissen hat. Jeder ruft irgendjemand. Einmal am Tag an. Dann habe ich es messbar. Das ist das eine. Jetzt, wenn ich mir eine neue Gewohnheit aneignen möchte, dann hilft es, wenn ich diese Gewohnheit. An eine andere Gewohnheit, einen Ort oder eine Zeit ran pappe. Das heißt mein Beispiel von jeder ruft jemand anderes einmal am Tag an. Das ist fein für das Gros. Aber jedes Individuum kann sich dann selber noch überlegen. Möchte ich das an eine andere Gewohnheit, die bereits etabliert ist, dran machen? Zum Beispiel Ich mache das immer nach dem Daily, nach dem Daily frage ich Kai Hättest du nach dem Delhi noch kurz Zeit für mich?

 

Jasmine

Ich würde ganz, ganz gerne noch kurz mit dir schnacken. Dann kann Kai ja oder nein sagen. Aber dann habe ich das schon terminiert. Also das wäre Habit Stacking. Ich tappe meine meine neue Gewohnheit an eine andere Gewohnheit ran. Oder wenn wir zum Meditieren kommen, jedes Mal nach dem Zähneputzen morgens setze ich mich eine Minute auf mein Meditations Kissen, dann habe ich das schon gemacht oder ich kann es an einen Ort binden. Das ist natürlich jetzt im Homeoffice eher schwierig, es an einen Ort zu binden. Aber sagen wir mal, wir sind wieder im Büro. Das heißt jeden Morgen, wenn ich ins Büro rein laufe, also wenn ich zur Tür bin, überlege ich mich, mit wem ich mich heute unterhalte und gehe direkt an diesen an, an den Tisch. Dann habe ich sogar an Ort und Zeit gebunden. Das wären die zwei Dinge, wo ich es noch ranmachen kann an einen Ort oder Zeit. Also ich kann auch sagen, jeden Mittag, wenn ich vom Essen zurückkomme, rufe ich jemand an. Und dann habe ich meine neue Gewohnheit etabliert.

 

Jasmine

Das heißt, es hilft uns, wenn wir da eine Routine reinbringen, entweder an einen andere Gewohnheit ran pappen, an einen Ort gebunden sein. Das kann zum Beispiel auch sein, wenn ich zurückkomme vom Kindergarten, von meiner Tochter. Oder an eine Zeit.

 

Kai

Deswegen ist ja auch eine ich noch dann so eine schöne Sache bei einem agilen Team, denn da haben die zum Beispiel regelmäßig wenn ein Backlog Item, mit dem fertig wird, kann man direkt neue Gewohnheit dran stacken, weil da ist ja eh schon die Gewohnheit, dass ich da ein paar Schritte mache. Da kann ich auch noch ein mehr dazu aufnehmen. Ein Ort für Gewohnheiten, also die Einladung dazu. Wenn ihr eine Maßnahme habt, überlegt mal, gibt es irgendwelche Gewohnheiten im Team, wo man gut dran stecken kann, damit das automatisiert passiert und für die Leute viel einfacher ist, sich daran zu erinnern, dass es ja passieren soll.

 

Jasmine

Und in der Gesundheitsforschung gibt es auch noch vier Schritte, die ich beachten darf, wenn ich eine neue Gewohnheit einführe. Der erste Schritt oder das erste Merkmal ist, dass ich die Gewohnheit offensichtlich mache, das heißt, sie sollte auch irgendwo stehen. Vielleicht schreibe ich das in unserer Sprint Board irgendwo hin. Was für eine Gewohnheit wir oder was für ein Ziel wir dieses diesen Sprint haben oder was ich ganz oft mache, wenn ich mir persönlich eine neue Gewohnheit etablieren will. Wenn ich eine Maßnahme aus einer Retro rausnehmen, dann schreibe ich es mir auf ein Post-it und klebe mir das in Monitor. Also wirklich einfach offensichtlich gemacht. Was möchte ich denn überhaupt machen? Das zweite ist, es einfach zu machen. Also ihr kennt das vielleicht alle, wenn ihr euch vorgenommen habt, ins Fitnessstudio zu gehen. Und ja, aber da euer Kleider mitnehmen müsst und noch ein Handtuch mitnehmen müsst und dahin fahren müsst und irgendwie ist das alles kompliziert. Dann macht ihr es nicht. Ein Tipp, der ein Bekannter von uns uns mal gegeben hat, ist es ganz einfach Ich reibe mir am Sonntagabend fünfmal Gym Kleider in den Kofferraum und damit habe ich das immer dabei.

 

Jasmine

Ist es super einfach für mich, überhaupt zum Fitnessstudio zu gehen. Also die Gewohnheit einfach machen.

 

Kai

Oder wir stehen ja gerade auch hier im Podcast Mikrofon. Die stehen relativ präsent hier in meinem Büro, um die Gewohnheit einfach einfach zu machen.

 

Jasmine

Also unser. Wir werden einmal die Woche in 2022 podcasten. Wir arbeiten dran. Bis Ende 2022 haben wir diese Gewohnheit etabliert. Aber an dem Einfach machen haben wir schon gearbeitet.

 

Kai

Und da sind wir beim dritten Punkt. Es muss möglichst attraktiv für mich sein. Deswegen hängt nämlich hier auch über dem Podcast Mikrofon eine riesen Snickers Box. Nein, Quatsch. Genau. Ich muss einfach Lust drauf haben und das für mich ein Mehrwert darstellen. Also ich meine, was treibt uns als Menschen Schmerzvermeidung oder Lustgewinn? Da darf dann Lustgewinn warten. Hinter dieser Geschichte. Damit es möglichst naja sich einprägt in das, was ich tue und das ist natürlich auch immer die große Herausforderung, also gerade so so in Meditation setze ich mal 30 Minuten Meditation auf Kissen. Ja, wo ist da der Lustgewinn? Ist das wirklich attraktiv? Muss man vielleicht mal so ein Buch wie Mindsight von Daniel Siegel lesen? Und dann versteht man auch Kai. Das hat noch ein paar andere Implikationen auf mein Leben, da macht man es vielleicht doch mal.. Also wo findest du die Attraktivität der Maßnahmen für dein Team?

 

Jasmine

Und da ist vielleicht der Punkt von unserem wir kommunizieren mehr und ich rufe einmal am Tag jemand an. Das kann für gewisse Menschen einfach unattraktiv sein. Und wenn das so ist, dann werden die das nicht tun. Und das ist okay. Also nicht, dass sie es nicht tun, sondern es ist okay, dass es für sie unattraktiv ist. Das heißt, an der Stelle müssten wir rausfinden, was müssten wir denn tun, damit auch diese Leute mehr kommunizieren können. Vielleicht rufen die nämlich niemand an. Vielleicht müssen die angerufen werden. Oder sie chatten lieber, oder, oder, oder. Also da gucken, dass es wirklich attraktiv für jede ist oder für jede und jeder seins findet da drin, was zum gleichen Ziel kommt. Und der vierte Punkt ist Es muss ein gutes Gefühl in uns aufrufen, wenn eine Aktivität, eine Handlung bei uns ein gutes Gefühl auslöst. Dann verknüpft das unser Gehirn direkt miteinander das gute Gefühl und diese Handlung und die Wahrscheinlichkeit, dass ich das nochmal tue, ist einfach unglaublich viel höher.

 

Jasmine

Das heißt, wenn ich jetzt jemand anrufe und wir ein gutes Gespräch haben, vielleicht auch nur fünf Minuten ein gutes Gespräch haben, ich noch eine wichtige Information rausbekommen habe und ich glücklich aus diesem Gespräch rauskomme, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich am nächsten Tag jemanden anrufe, extrem viel höher. Das heißt, ich darf mir da überlegen, was wäre denn meine Belohnung? Ich kann mir nämlich zum Beispiel auch überlegen Erst wenn ich jemanden angerufen habe, dann mache ich danach irgendetwas, was ich total gerne machen möchte. Und das wäre auch schon eine Belohnung, das unser Gehirn verknüpfen wird. Und dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir einfach mehr in die Kommunikation gehen, unglaublich viel höher.

 

Kai

So haben wir immer wieder von dieser vierten Phase gesprochen, der Retrospektive. Da beziehen wir uns auf das Modell von Diana Larsen zu fünf Phasen einer Retrospektive und mir ging das am Anfang öfter mal so, dass ich diese vierte Phase Maßnahmen finden einfach relativ hemdsärmelig gemacht habe. Und ich glaube, in der Folge hast du noch mal ganz viele Ideen dazu bekommen, wo man noch mal forschen könnte danach, was für Fragen wichtig sind und wie man daraus vielleicht auch eine realistischere Umsetzung her bekommt, wenn man das in diese Richtung von Habits bringt.

 

Jasmine

Das bedingt aber natürlich, dass du die Zeit nimmst für diese vierte Phase. In meinen früheren Moderationen Plänen habe ich fürs Check in vielleicht zehn Minuten gebraucht. Datensammeln dann so 30, Search for insights, weil das war ja schon eher ein bissle unbequem. Haben wir dann noch mal 30 verwendet und dann war ganz wenig Zeit für die Maßnahme und einen Abschluss übrig. Und es funktioniert dann nicht. Das heißt, für mich funktioniert das nur, wenn ich Datensammlen kürze und da gucke, dass ich eine Maßnahme nehme, wo nicht jeder sein, jedes einzelne Sticky vorträgt, sondern wir wirklich direkt auch schon clustern, direkt schon in die Tiefe gehen können. Es ist natürlich sehr, sehr wichtig, dass wir auf den Grund gehen, aber dann, wenn wir in die Maßnahmen reinkommen, dann brauche ich auch noch mal einfach Zeit, damit ich diese Maßnahmen gut formulieren kann, damit ich diese kleinen Schritte, die wir gehen wollen, gut formulieren kann. Das ist so der dritte Punkt, der ist in den ersten zwei schon mal drin gewesen. Kleine Schritte führen zum Ziel, die großen Schritte sind öfters zum Scheitern verurteilt.

 

Jasmine

Also da immer wieder zu gucken wie kann ich eine riesen Maßnahme oder auch nur eine mittelgroße Maßnahme, wie kann ich das klein brechen? Wie kann ich sie explizit machen, aber auch klein machen?

 

Kai

Also was ist die Trampelpfad Lösung, wenn man gerade über die Schnellstraße diskutiert hat, die man realistischer umsetzen kann, wo man mehr dran glaubt, wo die Erfolgswahrscheinlichkeit als höher eingeschätzt wird

 

Jasmine

Und als vierter Punkt. Und das hat ein bisschen weniger mit Maßnahmen zu tun als mit Lust generieren zu Retrospektiven. Eine Idee, die ich letztens umgesetzt habe, die auch echt gut funktioniert hat bei einem Team, das einfach unglaublich gestresst war. Vieles auf der Platte hatte und auch viele Dinge, die sie gerne getan hätten, aber nicht tun können, weil gestresst und so weiter aufgeschoben haben. Die waren da, die haben zu Unmut geführt. Da haben wir uns einfach mal überlegt Was gibt es denn, was wir in eineinhalb Stunden, welche wir uns für die Retrospektive reserviert haben, erledigen könnten? Grundbedingung war nicht alleine, sondern zu zweit oder zu mehrt. Und was gibt es so für Dinge? Die haben wir gesammelt, die haben wir priorisiert und dann haben wir losgelegt. Und jeder ist sehr, sehr befriedigt aus dieser Retrospektive rausgegangen, weil wir einfach mal

 

Jasmine

Uns was Gutes getan haben, dem Team was Gutes getan haben, ganz viele Dinge erledigt haben, die schon lange, lange, lange auf der langen Bank gewartet haben oder auch einfach Freude bereitet haben und im Alltag untergegangen sind. Das hat die Motivation für die nächste Retrospektive einfach unglaublich erhöht. Ich weiß, ich habe diesen Tipp von irgendjemandem bekommen und es tut mir total leid, dass ich den oder diejenige hier nicht referenzieren kann. Ich weiß nicht mehr, wer es war, aber das war unglaublich gut. Und ich wollte dir den Tipp jetzt auch noch mal einfach ans Herz legen. Das war wirklich ein richtiger Motivationsschub.

 

Kai

Die Working Retrospektive also nicht immer. Also gerade wenn Captain Obvious eh schon da war und man weiß, was man eigentlich tun sollte und tun könnte oder es letzten Retrospektiven vielleicht schon einen Backlogs an Ideen gesammelt hat, sie dann einfach mal machen und die Zeit dafür einsetzen, wenn viel Druck auf dem Kessel da ist. Ich glaube, es ist ein bisschen widersprüchlich zu dem, was man so viel auch im Scrum Kontext hört. Meistens ist ja so der Ort ist im Sprint Backlog, da kommen dann die Maßnahmen hin oder vielleicht Team Vereinbarung. Stichwort mehr kommunizieren was wir am Anfang hatten. Aber hier mal so die Einladung dazu, das gar nicht so zu machen, sondern direkt in die Umsetzung zu gehen. Wenn ich weiß, das wäre wertvoll und vielleicht so in mehreren Kleingruppen gesplittet – charmantes Pattern und damit wünschen wir die erfolgreich experimentieren in deinen Retrospektiven.

 

Kai

Und wir freuen uns, wenn du bald wieder einschaltet beim Agile Growth Podcast.

 

5 Gründe, weshalb Teams keine Lust auf Retrospektiven haben

In dieser Podcastfolge diskutieren Kai und Jasmine über ihre Erlebnisse mit unmotivierten Teams und schwierigen Retrospektiven und breiten ein Repertoire an Ideen aus, was Du tun kannst, um Menschen zu helfen, wieder mit mehr Engagement an Retrospektiven teilzunehmen.

Jasmine

Herzlich willkommen zum Agile Growth Podcast! Schön, dass du wieder mit dabei bist. In dieser Folge erörtern wir fünf Gründe, warum dein Team vielleicht unmotiviert ist, an Retrospektiven teilzunehmen und was du dagegen tun kannst.

 

Sprecher

Herzlich Willkommen zum Agile Growth Podcast, dem Podcast für alle Agile Interessierten mit hilfreichen Ideen und erprobten Werkzeugen, die dich weiterbringen. Von und mit den Two Agilists.

 

Kai

Herzlich willkommen zum Agile Growth Podcast, schön, dass du wieder zuhörst, hier sind Jasmine und Kai und wir helfen Menschen dabei, die versprechen Agiler Vorgehensweisen in der Praxis einzulösen, ohne IT Wissen vorauszusetzen.

 

Jasmine

In der heutigenlge Fo geht es rund um Retrospektiven und wir behandeln eine Frage, die von einer Hörerin an uns herangetragen worden ist, nämlich Wie motiviere ich mein Team denn überhaupt, an so einer Retro teilzunehmen? Ein ganz kurzer Exkurs an der Stelle. Wir hatten vor zwei Wochen unseren ersten Pilot, also unsere erste Pilot Gruppe mit dem A-CSM, dem Advanced Certified Scrum Master. Und wir haben das wirklich ganz explizit als Wochenendseminar gemacht in einer wunderschönen Location hier in der Pfalz, wo wir alle rausgekommen sind und als Gruppe zusammen gekommen sind. Und warum erzähle ich dir das? Ich erzähle dir das, weil an diesem Wochenende etwas ganz Besonderes passiert ist. Natürlich. In so einem Advanced Certified Scrum Master lernt man auch Theorie, man lernt Modelle, man verbessert seine Handlungsfähigkeit als Scrum Master. Aber was vor allem passiert ist dadurch, dass wir als Gruppe so eng zusammen waren, ganz ganz viele Geschichten geteilt haben, hat sich ein Raum aufgemacht, der sich zumindest für mich als sehr, sehr sicher angefühlt hat.

 

Kai

Und das war dann auch eine Resonanz im Gespräch mit einem Teilnehmer, der dann meinte, dass er da eigentlich erst verstanden hat, was genau diese psychologische Sicherheit ist, von der wir die ganze Zeit sprechen, wenn man die mal so zum Angreifen und Antasten und Fühlen im Raum hat, wie das denn sein könnte in der Arbeitswelt. Und das war, ja vielleicht eine ganz spannende Resonanz und hat auch direkt irgendwie Kontakt zu dem Thema. Nämlich Was mache ich denn jetzt, wenn ich in meiner Kultur Retrospektiven nicht standardmäßig im Kalender habe? Oder wenn ich sie vielleicht im Kalender habe und sie nicht so richtig funktionieren? Und die Teams, die eigentlich eher so absitzen

 

Jasmine

Und das Konzept von psychologischer Sicherheit gefühlt, ist es ja irgendwie einfach die neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Oder vielleicht ist es auch schon wieder die alte Sau, die durchs Dorf getrieben wurde. Es hat aber unglaublich viel Relevanz. Es heißt nicht, dass dein Team oder du auch nicht gerne an der Retrospektive teilnimmt, weil ihr fehlende psychologische Sicherheit habt. Das kann auch passieren, mit psychologischer Sicherheit.

 

Jasmine

Aber es ist bestimmt ein großer, großer großer Indikator. Wenn in einem Team die psychologische Sicherheit fehlt, dann können die Teammitglieder einfach nicht offen alles ansprechen, was angesprochen werden muss, damit wir in einen guten Lösungs Raum auch gehen können, damit wir unser System, in dem wir uns befinden, verstehen können. Und wenn das geschieht, dann werden Retrospektiven sehr schnell wirkungslos.

 

Kai

Dann spricht man über die Oberflächlichkeiten und der Elefant im Raum wird nicht angesprochen. Und vielleicht kennst du das auch, wenn du selber Scrum Masterst, dass das eine unserer Tugenden oder der großen Künste ist. Das was wir wahrnehmen können, auch mal in den Raum zu stellen, weil es kein anderer tut und es damit anzusprechen oder mal eine packende Metapher rauszusuchen, dazu entsprechend.

 

Jasmine

Und warum haben wir angefangen mit dem A-CSM Seminar? Ich glaube, was für Kai und für mich wirklich eine wunderschöne Erfahrung war, diese Gruppe durch das Seminar zu führen. Der Teil 2 folgt dann Anfang April. Da freue ich mich schon total auf diese Gruppe. Aber weil wir festgestellt haben, in der Arbeit mit dieser A-CSM Gruppe, aber vor allem in der Arbeit, die wir beim Kunden machen, dass vielen Scrum Master weder Tools fehlt, noch Handwerkszeug, um gute Retrospektiven zu machen, dafür gibt es ganz, ganz, ganz, ganz viele Dinge. Die meisten Scrum Master machen die ausgeklügelten, perfektesten, gut wunderbar vorbereiteten Retrospektiven und sind dann enttäuscht, dass hintenraus. Trotzdem nichts rauskommt oder das Team demotiviert ist, da reinzugehen. Und das tut mir im Herzen weh, wenn ich sowas feststelle und ich glaube an den Stellen wo. Retrospektiven wirklich Wumms hatten in meiner Karriere und das heißt nicht, dass all meine Retrospektiven Wumms haben. Bei weitem nicht. Auch wenn ich eine Retrospektive mache, kann es sein, dass wir über die Oberflächlichkeiten reden, weil wir die Tiefe eben nicht erreichen.

 

Jasmine

Weil ich es nicht schaffe, diesen Raum, diesen angstfreien Raum herzustellen mit der Gruppe. Aber öfter schaffe ich das eben, indem ich wirklich ein Gespür dafür entwickelt habe. Dinge, die unausgesprochen werden, auszusprechen. Ich habe diesen Coaching Ausbildung gemacht, diese Organisation Relationship System, Coaching, Ausbildung und da nennt man dieses Skill. Sie nennen das ein Meta Skill „Lion’s Roar“. Das heißt wie ein Löwe da zu stehen und einfach auch mal zu brüllen. Natürlich nicht in Raum rein, sondern auch einfach zu sagen. Irgendwie habe ich das Gefühl, wir reden gerade nicht über das Wesentliche. Oder irgendwie habe ich das Gefühl, da gibt es noch mehr. Ein gutes Beispiel, wo mir das nicht gelungen ist, war ziemlich am Anfang von meiner Karriere. Da hat mein Team drei Retrospektiven hintereinander über Höhen-verstellbare Tische gesprochen. Und das Schlimmste war, dass die Firma keine Höhen verstellbaren Tische zur Verfügung stellt mit der Argumentation – Dann können wir auch kein Pair Programming machen, wenn wir keine Höhen verstellbaren Tische haben. Wir können uns ja nicht zu zweit vor einem Computer setzen, das geht nicht.

 

Jasmine

Es ist unbequem, das ist unangenehm ist und so weiter. Und wir haben über Höhen verstellbare Tische geredet. Jasmine hat irgendwann mal ein Business Case gerechnet, wie denn unsere Qualität hoch gehen wird und wie viele Bugs das uns einsparen würden, wenn wir denn in diese Höhen verstellbaren Tische investieren würden. Bis ich selber gemerkt habe, dass das Ganze ziemlich lächerlich war. Es war nicht lächerlich. Wir haben diese Zeit gebraucht um an den richtigen Punkt ranzukommen. Irgendwann mal habe ich gefragt Geht es wirklich um Tische? Geht es bei unserer Diskussion um Code Qualität wirklich um Höhen verstehbare Tische? Und dann kam raus. Nö, eigentlich nicht. Es kam raus. Eigentlich ging es darum. Dass mein Team nicht wusste, wie es Pair Programming machen soll und nicht nur Pair Programming, sondern dass mein Team wirklich Berührungsängste davor hatte, den eigenen Code jemand anderem zu zeigen und da ein Feedback darauf zu bekommen, weil sie das Gefühl hatten, wir wissen gar nicht so richtig, wie wir das handhaben wollen dieses Feedback geben. Wir wissen gar nicht so richtig, wie wir da so zusammenarbeiten sollen.

 

Jasmine

Und die Diskussion über die Höhen verstellbaren Tische war so viel einfacher. Als drüber zu reden. Hmmm, ok, wir brauchen irgendwie eine neue Regel wie wollen wir denn das handhaben? Wie geben wir einander Rückmeldung? Was ist uns wichtig dabei? Was ist jedem einzelnen wichtig? Was ist uns als Gruppe wichtig dabei? Und wenn wir uns zu zweit vor einen Computer setzen und Pair Programming machen, wie wollen wir das denn machen? Und das war die wirklich wichtige Diskussion. Wir haben drei Retrospektiven gebraucht, um an den Punkt zu kommen, das zu erkennen, dass wir diese Diskussion führen müssen.

 

Kai

Und so ein bisschen hilft mir dabei das Bild von verschiedenen Bühnen. Also wenn es eine Hauptbühne gibt, auf der eigentlich das wirkliche Stück gespielt wird, dann gibt es auch noch neben Bühnen und so ne Nebenbühne, könnte vielleicht sogar noch hinten im Backstage-Bereich sein, wo dann noch ein Couchtisch steht und ein paar Stühle und man eigentlich noch relativ relaxt miteinander redet, statt über das Echte zu reden. Und die Frage ist halt – Wann kannst du die Bühne wechseln? An welchem Punkt geht das? Ab welchem Punkt spricht man die wirklich signifikanten Dinge? Und wenn ich halt auf dieser Couch sitzen bleibe, dann passiert halt in der Retrospektive regelmäßig nix. Und da ist es eigentlich auch gar nicht so wichtig, welches Format das konkret ist. Ich habe sowohl sehr tiefe Retrospektiven erlebt, die eigentlich immer die gleichen Formate gehabt haben, wo die Leute, einfach weil sie sehr leidenschaftlich am Produkt gearbeitet haben, über alles Wesentliche gesprochen haben. Auch wenn ich das dritte Mal „Mad Sad Glad“ gemacht habe. Und das war völlig in Ordnung und andere Teams, wo das völlig anders war.

 

Kai

Also das Format macht es da eigentlich gar nicht so aus, sondern die Frage ist halt wirklich Bin ich da auf der richtigen Bühne und die Einladung dazu, für dich mal zu checken? Die Diskussion – sprecht ihr da über das Wesentliche, über die Essenz, über die 5 Prozent der Arbeits Realität, die den Unterschied machen aus deiner Sicht? Und aus der Sicht der Leute  – kann man auch durchaus mal fragen. Zum Abschluss einer Retrospektive – Wie weit haben wir heute über das Wichtige gesprochen, das Relevante? Dann sagt dein Team dir das ja auch, oder? Wie weit ist das eine Nebenbühne, auf der wir uns gerade befinden?

 

Jasmine

Und das ist vielleicht gerade so ein guter Punkt, wenn du das am Ende mal fragst. Du kannst zum Beispiel fragen – Wie wertvoll war die Zeit, die du gerade hier investiert hast? Und wenn das irgendwie unter 70 Prozent fällt, dann wäre das für mich ein Anlass, in der nächsten Retrospektive darauf einzugehen und zu gucken. Okay, anscheinend war die investierte Zeit. Die wir hatten in der letzten Retrospektive nicht gut genutzt, was müssen wir tun, was wollen wir tun, damit wir diese Zeit besser nutzen können und dann da in die Reflektion gehen? Oder zu fragen Inwieweit haben wir über das Wesentliche gesprochen? Und auch wenn da die Antworten kommen, dass man eigentlich über Unwesentliches spricht, auch da in die Reflexion reinzugehen, also nicht anfangen, in den Aktionismus reinzugehen, sondern in den Dialog reinzugehen. Und vielleicht darfst du da auch in den Einzel Dialog reingehen, bevor die Retrospektive überhaupt stattfindet. Ich mag Einzelgespräche, mache ganz viele Einzelgespräche. Dass ich wirklich in den Einzelgesprächen versuch herauszufinden, wo steht der Einzelne und was können wir dann im Kollektiv ändern?

 

Jasmine

Die Gruppendiskussionen, die sind für mich als Moderator sehr, sehr viel schwieriger zu handhaben, als wenn ich da vorher in einem Einzelgespräch drauf eingehe. Also wir sind eingestiegen mit dem Kreieren eines psychologisch sicheren Raumes. Da würde ich dir auch noch mal empfehlen, dass du vielleicht unsere Podcastfolge hörst oder im Internet nachliest Was kannst du denn alles tun als Moderator, um eben diese psychologische Sicherheit möglichst zu kreieren. Und das ist natürlich nicht etwas, was du nur in Retrospektiven machst, sondern das ist etwas, was das Team für sich als Kultur etablieren darf. Und ein angstfreier Raum heißt für mich nicht, dass die Retrospektive jetzt Easy Peasy und super angenehm ist, weil wenn wir über die 5 Prozent der Dinge reden, die wirklich wichtig sind, die wirklich was ausmachen. Dann tut das auch schon mal richtig weh. Und dann habe ich wahrscheinlich Schiss, das auszusprechen. Das heißt angstfreier Raum für mich insofern, als dass ich es aber auch aussprechen darf und kann und keine interpersonellen Konsequenzen fürchten muss von dem Team, dass ich Dinge ausspreche, die unangenehm sind.

 

Jasmine

Aber es kann sein, dass Retrospektiven unangenehm sind, es wird wahrscheinlich so sein. Kai’s Schlusszitat von ganz vielen Retrospektiven ist boah, war das unangenehm, aber gut. Und das sind für mich auch oft die Retrospektiven, die Wumms haben, da wo wir wirklich den Finger in die Wunde gelegt haben. Ein bisschen herumgedrückt haben und mit was rauskommen, was wo wir sagen Ja, das ist das nächste Experiment, das wir machen können, damit es hier wirklich besser wird. Und wir glauben dran, dass das klappen könnte. Und wir sind alle mit dabei.

 

Kai

Gesunde Teams kommen auf die Frage, was man verändern kann, um mehr Signifikanz in der Retrospektive zu haben ganz klar auch zu Ideen und können das gut anpassen. Wenn man jetzt in dem Kontext unterwegs ist, wo die Selbstwirksamkeit des Teams extrem reduziert ist, also eher so eine Organisations Ohnmacht herrscht, weil man einfach Dinge, die man als problematisch erkannt hat, nicht ändern kann, dann werden so Retrospektiven ganz oft zu einer, eigentlich Zeitverschwendung für das Team. Das sagt vielleicht keiner so direkt. Manchmal sagt uns auch die Leute dann existiert ja einfach noch, weil wir zum Beispiel ein Teil von Agilem vorgehen. Aber eigentlich hat sie dann ihre Kraft verloren. Und ganz viele dieser Teams, die mir begegnen, die hängen dann auch in diesem Zustand schon ein bisschen länger drin. Und wenn ich dann nachfrage Hey, was passiert denn eigentlich mit den Maßnahmen aus der Retrospektive? Und was ist mit den Maßnahmen, die außerhalb eures eigenen Teams stattfinden, wenn die umgesetzt? Wie viel Einfluss habt ihr da drauf? Kommt häufig ein na ja, da kann man eigentlich nicht viel dran machen, wir haben das auch ein paar Mal versucht, aber das ging dann irgendwie nicht weiter.

 

Kai

Und jetzt ist es halt so wie es ist. Und deswegen ja bringt das eigentlich auch nicht so viel darüber weiter zu sprechen. Und wenn man mal überlegt, wie viel Prozent der Performance deines eigenen Teams kommen aus Dingen innerhalb des Teams und wie viel kommen aus dem Umfeld, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, wenn du nicht gerade im Start up bist, wohl nur euer Team seid, dass sehr viel im Außen liegt und da einen guten Kanal zu schaffen, als Scrum Master, Scrum Masterin entsprechend mit dem Management Änderungen nach vorne treiben zu können, das Team da mit dem Management in Kontakt zu bringen, dass Veränderung stattfinden kann, ist dann halt das Wichtigste. Unabhängig davon, welches Format ich in der Retrospektive gerade benutze, wenn dieser Kreislauf kaputt ist, diese Feedback Schleife der Veränderung nicht funktioniert, dann kann ich mir eigentlich strenggenommen Retrospektiven wirklich sparen, bis das korrigiert ist.

 

Jasmine

Und da habe ich ein bisschen eine andere Meinung zu. Es kann auch sein, dass dein Team über Dinge im Außen redet, ohne die Dinge im Innern gefixt zu haben. Das kommt manchmal vor, das habe ich auch schon öfter erlebt. Es ist halt viel, viel einfacher, über Dinge zu reden, die jemand anders für mich fixen muss, als Dinge, die ich selber fixen muss, damit es bei mir besser wird. Und da meine Einladung an dich, wenn du als Scrum Master oder Scrum Master unterwegs bist, aber auch wenn du in einem Team drin unterwegs bist zu gucken. Reden wir wirklich über die Dinge, die wir auch beeinflussen können, weil die Höhenverstellbaren Tische die waren, so an der Kante von uns dessen, was wir beeinflussen konnten. Wir konnten es noch beeinflussen. Wir haben am Ende auch Höhenverstellbare Tische bekommen, aber wir reden ganz oft über Dinge, die wir nicht beeinflussen können, weil wir gelernt haben, dass das einfacher ist. Das ist sicherer, da muss ich ja nichts tun und das darf ich manchmal auf den Prüfstand stellen.

 

Jasmine

Da darf ich mal gucken, über was reden wir? Ich mag Circles and The Soup von Diana Larson ich glaube, dass es in dem ersten Retrospektiven Buch ganz gut beschrieben so als Einstieg dazu ganz gut, einfach mal zu gucken. Okay, guckt mal, es gibt Dinge, da sind wir vollumfänglich verantwortlich für. Und meistens sind das mehr, als wir denken. Meistens sind die Grenzen, die wir wahrnehmen, gar nicht so eng, wie sie sind. Also was für was sind wir vollumfänglich verantwortlich und was können wir selber in die Hand nehmen? Und der zweite Schritt ist dann zu gucken Und was können wir beeinflussen? Über diese zwei Kategorien zu reden macht durchaus Sinn in der Retrospektive. Wenn natürlich dein Kanal als Scrum Master oder Scrum Master nach außen kaputt ist, du weder Management Deckung hast noch irgendwie ein Kanal hast, wo du das adressieren könntest und was verändern könntest, dann ist auch schon der zweite Schritt oder der zweite Ring schwierig zu besprechen in der Retrospektive. Dann darfst du daran arbeiten, aber die ersten zwei sind super.

 

Jasmine

Und der dritte Ring sind Dinge, wo man halt einfach sagen muss. Take it or leave it ist nicht in unserer Hand.

 

Kai

Die Suppe.

 

Jasmine

Genau und da drüber zu reden. Manchmal braucht man auch nur mal eine Motz-Retrospektive fein, dann motzen wir mal alle über die Suppe. Aber niemand zwingt uns, bei dieser Firma zu arbeiten, bei der wir arbeiten. Also wenn es Dinge gibt, die ich wirklich nicht verändern kann, die wirklich darum herum sind, für die Retrospektive eine Retrospektive darüber aufzuregen, bringt nichts. Dann hilft es einfach noch mal einen Schritt zurückzugehen, zu gucken. Okay und und was davon liegt in unserem Einflussbereich? Und wo wollen wir wirklich dran setzen?

 

Kai

Guter Punkt. Genau. Also wenn es jetzt nur darum geht, dahin zu gucken, wo andere was schlecht machen und deswegen vergesse, was ich selber verbessern kann, dann kann das auch ein Ablenkungsmuster sein. Mag ich genau.

 

Jasmine

So, wir hatten jetzt Angst vor Retrospektiven, wir hatten psychologische Sicherheit, wir haben unwirksame Retrospektiven einmal tangiert. Es kann alles Gründe sein, warum dein Team keine Lust auf Retrospektiven hat. Und ein vierter Grund, den ich oft kenne, sind Retrospektiven, die entweder zu routiniert sind oder wo immer wieder was Neues ist. Je nachdem, was für ein Team du natürlich hast. Aber es kann sein, dass dein Team überfordert ist, wenn du immer wieder mit neuen Fancy Pansy Moderation Methoden kommst. Und ich bin jemand. Ich liebe neue Methoden. Ich lasse mir auch immer wieder was neues einfallen. Und ich hatte auch schon Teams, die irgendwann mal gesagt haben: Jasmine, bitte lass das doch mal sein. Weil ich mache mir vor der Retro Gedanken wenn du Mad Sad Glad machst jedes Mal ist es für mich völlig fein. Wir sind schneller durch, wir können uns alle Gedanken machen vorher. Wir können schneller in die Tiefe gehen. Das hilft uns. Auf der anderen Seite hatte ich andere Teams, wenn ich zweimal die gleiche Retro gemacht habe, habe ich mir angeguckt und gesagt Das hatten wir schon mal.

 

Jasmine

Kein Bock drauf. Das heißt, da wirklich an das Team anzupassen. Was braucht das Team um in diesen kreativen Lösungsraum zu gehen? Was braucht das Team, um einerseits in die Tiefe zu kommen, um die wirklich wesentlichen Punkte anzusprechen, aber dann auch in einen kreativen Lösungs-Raum zu gehen? Und da kann sowohl Routine wie auch Neues sehr sehr hilfreich und wirksam sein. Das kommt ein bisschen darauf an, ob man als Mensch eher ein High Arousal Mensch ist oder ein Low Arousal Mensch, also ob ich eher. Neues, Unbekanntes, kribbeliges brauche, das bin ich. Oder ob mir auch Routinen und Standards gut tun.

 

Kai

Das bin ich manchmal.

 

Jasmine

Und damit sind wir vielleicht auch schon beim fünften Punkt, warum dein Team Retrospektiven manchmal nicht mögen kann oder warum es echt Zeit braucht für Teams, um Teams und Individuen Retrospektiven zu mögen. Und das ist Selbstreflexion. Wir sind nicht unbedingt in einem System groß geworden, wo Selbstreflexion gefördert oder gefordert worden ist. Also beides nicht. Und ich habe letztens einen Tweet gelesen von einem Bekannten, wo er meint, ich habe den 21 jährigen Sohn von Bekannten gefragt, wie es ist, jetzt wo er gerade so den Job neu angefangen hat. Und der Sohn hat anscheinend geantwortet – Na ja, du ersetzt einfach „niemals im Leben“ mit „passt schon, schaffen wir irgendwie“. Das ist nicht ein System das Selbstreflexion auch irgendwie belohnen würde und dadurch, dass wir das weder in der Schule gelernt haben, noch im Studium vielleicht mittlerweile ist es ein bisschen hipper, auch mal Selbstreflexion da rein zu bauen. Aber ich weiß, die Selbstreflexion, die ich abgegeben habe, das war nicht Selbstreflexion, das war Wissen, was der Professor hören möchte und das Runterschreiben. Dadurch kann, dass die Leute teilweise auch einfach nicht und.

 

Jasmine

Zu reflektieren darf geübt werden. Wir werden nicht von Anfang an sehr, sehr tiefe Retrospektiven haben, weil die Menschen, die Individuen an diese Selbstreflexion herangeführt werden dürfen. Das kann auch echt Angst machen. Wenn ich anfange über Dinge nachzudenken, dann sehe ich auf einmal, was alles vielleicht schief läuft. Wo ich vorher einfach gesagt habe, da gucke ich gar nicht hin, weil kann ich eh nicht ändern, also lasse ich es bleiben.

 

Kai

Und auf gewisse Art und Weise, wenn man so ein Raum einer Retrospektive aufmacht, dann braucht es auch eine Menge Mut, finde ich als Moderator, um sich dem zu stellen, was Leute dann in den Raum werfen können, gerade wenn die vielleicht nicht so erfahren sind. Mit dieser Art der Selbstreflexion oder wie man sich äußert zu Themen oder starke Meinungsführer sind die dann einfach sehr hart Dinge werten und damit den psychologischen Raum gefühlt auch in eine Dis-Balance kippen. Also wo ich auch irgendwie wieder ausgleichen darf oder wo sich vielleicht auch der nächste gar nicht traut, etwas zu sagen. Klar, das kann ich mit Moderations-Format, wenn ich das dann mal gelernt habe, über dieses Team auch beeinflussen, wie weit das passiert. Und ja, das ist schon auch was, wo man als Moderator eine ganze Portion Mut mitbringen darf. Wenn man dann entsprechend in so Retrospektiven rein stapft und da auch noch erwartet, dass die immer tiefer werden.

 

Jasmine

Und wo ich als Moderator oder Moderatorin und Scrum Master auch in das Vermitteln des Ziels einer Retrospektive reingehen darf, weil viele, die jetzt schon Retro hören ach cool, das ist der Ort, wo ich hingehen kann, motzen kann und dann wird was für mich geändert. Oder dann gehe ich da hin und sage mal allen die Meinung. Das habe ich schon oft gehört, oder das ist auch schon oft vorgekommen, dass Leute dann reinkommen und sehr sehr wertend hart da reingehen und allen die Meinung gesagt haben. Ja schön. Dann habe ich erstens den Raum, der ich eigentlich öffnen wollte, gleich wieder geschlossen, weil alle sauer sind. Und in der Lösung bin ich auch nicht gekommen. Das heißt hier am Anfang beginnen wir ganz oft mit dieser goldenen Regel, also der primären Direktive.

 

Jasmine

Wir gehen davon aus, dass jeder nach seinem besten Wissen und Gewissen, nach seinen Fähigkeiten das Beste getan hat, was er oder sie zu dem Zeitpunkt tun konnte, dass man das auch noch mal ausführt und sagt: Guckt mal, es geht nicht darum, hier einander die Meinung zu sagen. Es geht darum, Missstände aufzudecken, zu analysieren, warum sind die da? Und zu gucken wie können wir das System ändern.

 

Kai

Genau dieser Geist, wenn ich den rüber bringe und auch verkörpern kann. Und da kannst du dich auch gerne selber mal fragen wie stehst du denn dazu? Ist das wirklich so, dass Menschen immer ihr bestes versuchen, egal was das Outcome ist? Ich sage manchmal im Training ist ein bisschen plakativ. Der Typ da, der gerade in die Seite reingefahren ist und ein Auto, hat der gerade das Beste versucht. Oder ist das vielleicht doch ein Vollidiot? Wie stehst du dazu und was macht das mit deiner Haltung, wenn du eine Retrospektive moderierst? Und was macht das mit der Haltung der Gäste innerhalb deiner Retrospektive, wenn du die wirklich einnimmst und vielleicht sogar verteidigst? Diese Haltung, weil sie dir wichtig ist?

 

Jasmine

Und da kann es manchmal auch helfen, dass wir anfangen mit Retrospektiven, die wirklich nur uns selber betreffen. Wie bin ich gerade in diesem Arbeitsumfeld? Was läuft bei mir gerade gut? Was läuft bei mir nicht so gut und was möchte ich persönlich verbessern, damit es der Gruppe besser geht? Das habe ich meinem Team eine ganze Zeit lang so gemacht, dass wir zuerst auf der sehr persönlichen Ebene angefangen haben. Das war dann ein Team, die hatten noch so eher Subgruppen und dann in den Subgruppen und dann erst in dem gesamten Team angefangen haben zu reflektieren. So habe ich diese Leute an die Reflexion herangeführt und vor allem von diesem Blaming wegbekommen hinzu: ja, ich darf Dinge ansprechen, ich soll Dinge ansprechen und wir suchen gemeinsam Lösungen. Wir suchen gemeinsam System Veränderungen.

 

Kai

Wenn ich jetzt einen Scrum Rahmenwerk unterwegs bin, ich glaube, da schließt sich das relativ schnell, wie diese ganzen Ideen, die wir gerade dir mitgeteilt haben, dazu passen können. Jetzt gibt es manchmal aber auch die Kontexte, wo das gar nicht so klar ist, dass man überhaupt Retrospektiven hat. Also bei Scrum sind ja ein Teil davon. Aber wenn du mit einem anderen Vorgehen arbeitest, dir selbst was bastelst oder einfach mal Retrospektiven einführen möchtest in deinem Kontext und damit ist meistens schon viel gewonnen, wenn du das tun kannst in deinem Umfeld, dann bin ich jetzt auch nicht so slavisch unterwegs und nenne die dann entsprechend so. Ganz oft. Ist das einfach ein Workshop zu einem bestimmten Titel oder Thema, das er dann intern trotzdem nach den fünf Phasen einer Retrospektive folgt und Ergebnisse bei Rauskommen und Maßnahmen ist halt einfach. Ich würde sagen, das A und O der guten Moderation das ist dann natürlich schon auch einfach eine Retrospektive im eigentlichen Sinne. Und vielleicht gibt es dann sogar noch die zweite Auflage zwei Wochen später. Ich sage jetzt nicht, man sollte sich verbiegen und irgendwie nicht sagen, dass man Scrum macht.

 

Kai

Ich halte nicht so viel von. Ich bin eher ein Fan davon, dass man sich damit mal konfrontiert und auseinandersetzen und Entscheidungen trifft, wenn man das tun möchte. Aber es gibt durchaus Kontexte, wo ich auch Retrospektiven mache, wo das nicht draufsteht. Und dann trotzdem welche.

 

Jasmine

Und das ist vielleicht auch einfach ein guter Einstieg für dich und dein Team in Retrospektiven. Dass ihr nicht einsteigt mit ihr lassen wir sammeln jetzt mal Themen, die so offenen Retrospektiven, die sind super wichtig und ich mach die immer wieder. Aber ich mache auch Themenspezifische Retrospektiven und die sind auch wichtig. Meine Wahrnehmung ist gerade am Anfang fallen Teams so Themenspezifische Retrospektiven oder dann halt Workshops einfacher. Das heißt, heute wollen wir uns mit Code-Qualität auseinandersetzen. Heute wollen wir uns mit unseren Team Regeln auseinandersetzen oder was auch immer ihr gerade merkt. Das brennt und das bekommst du meistens schon während dem Sprint raus. Was brennt denn gerade? Was? Was liegt denn gerade schief? Und dann kann ich auch mal in einem Daily sagen Hey, wie wär’s denn, wenn wir da in der Retro über genau dieses Thema sprechen? Dann bereite ich eine Moderation vor und dann kommt ein Ja oder Nein. Und dieses Einschränken des Raumes hilft den Leuten, in die Tiefe zu gehen. Also oft können Teams nicht so gut damit umgehen mit diesem ah ja

 

Jasmine

Jetzt lasst uns mal wieder Themen sammeln, dann sind da wieder immer wieder die gleichen Punkte drauf, die wir schon letztes Mal nicht geändert haben. Und dann gehen wir in die Tiefe und dann beschließen wir eine Maßnahme Hey, hey,

 

Kai

Wenn ich merke, dass die Leute so so ein Gesicht schon sehen, wenn ich reinkomme, dann ziehe ich auch gerne mal meinen Schweizer Retrospektiven Taschenmesser aus der Hosentasche. Und da ist ganz oft ein ESVP mit drauf als Ausklapp-Werkzeug Explorer Shopper Vacationer Prisoner – kennt vielleicht der eine oder andere. Und da ist so die Fragestellung Wie bist du heute hier –  ist die Check in Frage Explorer, die man möglichst viel herausfinden. Die sind wirklich neugierig. Was passiert hier heute irgendwie? Und wollen viele explorieren. Eher so high wie Jasmine eben. Gesagt hat man also die Shopper und die Latschen so durch den Supermarkt. Irgendwie ja, nach Feierabend und so ein, zwei Sachen in Einkaufswagen. Das ist auch fein. Also so zwei, drei Ideen ist auch in Ordnung. Hast du diese Vacationer, die da ja so eigentlich froh, dass sie gerade hier sind in deinem Workshop, weil das ist irgendwie weniger anstrengend als deren Arbeit, die gerade parallel laufen würde.

 

Kai

Und so können sie mal ein bisschen relaxen, ein paar Kekse essen, es eine physikalische Retrospektive. Und dann hast du noch die mit dem Prisoner, ja die Gefangenen. Und ich hatte mal eine Retrospektive, das war auch wunderschön. Das war irgendwie ein Meeting Raum, der hatte keine Klimaanlage und keine Fenster. Das war auch sehr schön. Der letzte Raum, den man finden konnte bei dem Kunden. Ursprünglich glaube ich, haben da mal die Drucker Toner drin gelagert oder so auch. Wir saßen also drin und ich hatte eine Gruppe von Leuten vor mir. Und dann waren da zwei Explorer, ein Shopper, ein Bekannter und der Rest waren irgendwie alles Gefangene. Und ja, dann dachte ich mir so, als ich das so visualisiert habe. Ich habe das quasi auf Zettel schreiben lassen und habe das dann eingesammelt und von aufs Flipchart gemalt. Und dann stand das einfach so da im Raum. Dann dachte ich mir so, Mann, das kann ja lustig werden. Und dann habe ich dann mal gefragt Was ist denn los? Wieso wollt ihr eigentlich alle nicht hier sein?

 

Kai

Und dann brach das aus den Leuten raus, was alles irgendwie Schrott ist und nicht gut läuft, seit Wochen schon nicht und so ja dann konnte man eine richtig gute Retrospektive machen. Also das so ein bisschen als kleines Werkzeug noch mal, wenn du merkst, da ist irgendwas im Busch. Schöne Möglichkeit zum Einstieg ESVP als Muster – verlinken wir auch noch mal in den Shownotes.

 

Jasmine

Damit sind wir durch ein paar Gründe gegangen, die uns eingefallen sind, warum Teams nicht motiviert sein könnten, an Retrospektiven teilzunehmen und was man im System oder mit den Individuen verändern kann. Aber auch hier vielleicht an erster Stelle, wenn ich merke, es ist ein Widerstand da gegen Retrospektiven und ich bekomm da kein kein Grip dran und vielleicht auch nicht mit dem ESVP. Dann suche ich persönlich Einzelgespräche mit dem Team und gucke Was könnten wir denn verändern? Was müsste sich verändern? Was ist genau das Thema? Ein weiteres Thema kann nämlich zum Beispiel sein Wir haben einfach unglaublich viel Arbeit, vielleicht sogar Arbeit neben der Scrum, Teamarbeit und Retrospektiven. Ich habe einfach keine Zeit dazu gerade. Oder vielleicht geht es den Leuten wie mir. Yet another Zoom Meeting. Ich habe langsam so keine Lust mehr auf digitale Meetings. Ich weiß, ganz viele mögen das. Ich persönlich bin echt in der Müdigkeit angekommen, von Digital und freue mich über alles, was ich in Präsenz irgendwie machen kann. Mit allen Sicherheitsvorkehrungen. Aber dann merke ich einfach Ich.

 

Jasmine

Ich habe weder. Ich habe wenig Lust darauf. Das kann auch ein Grund sein und dann dazu gucken Wie kriegen wir Lösungen hin, ins Einzelgespräch zu gehen, zu gucken, was ist denn beim Individuum? Und das zu gucken, was ist im System? Was ist beim Individuum? Und wie kriegen wir da Lösungen hin, damit wir alle mehr Lust auf Retrospektiven haben? Hat bei mir immer ganz, ganz viel geholfen

 

Kai

und das Einzelgespräch dann sehr sehr gerne einfach am Telefon mit einem Headset beim Spazieren, am besten durch den Wald oder so. Wenn sie es nicht gerade super stürmt und windet, dann geht das eigentlich ziemlich gut. Dann hilft man auch den Menschen mal wegzukommen vom Rechner und trotzdem gutes Gespräch zu führen. Das haben wir eigentlich viel gemacht über die letzten Monate. Dass wir immer wieder mit Leuten am Ohr gegangen sind,. War natürlich ein bisschen ungewohnt und haben auch erwartet, der taucht jetzt in Teams auf oder so eine kurze Vorwarnung. Vorher hätte ich für den Call gerne spazieren machen, das Headset und ein Mobiltelefon da.

 

Jasmine

Das ist in der Regel kein Problem, wenn die Leute das ein bisschen vorher wissen und dann einfach die Einzelgespräche so führen. Sehr angenehm zur Abwechslung und zwischendurch ganz oft die Resonanz. Ach schön, das war mal irgendwie so ein Moment am Arbeitstag, wo ich mal irgendwie rausgekommen bin. Was, was da ganz gut hilft, wenn du eh ein Einzelgespräch geplant hast. Aber das vielleicht nur so nebenbei zur online Müdigkeit, die der eine oder andere spürt. So, das war immer der Rundflug dazu, was du tun kannst, wenn dein Team irgendwie nicht so richtig in Retrospektiven auf den Punkt kommt oder an Bord ist. Oder du merkst, da ist Widerstand und das ist komisch, dann hast du, glaube ich, ganz viel Inspiration aus dieser Folge mitnehmen können. Was du da tun kannst an diesen Stellen und was wir so getan haben in der Vergangenheit, was es uns weitergebracht hat. Insofern freuen wir uns, dass du wieder zugehört hast beim Agile Growth Cast. Und wenn du uns bewerten möchtest auf der Podcast Plattform deiner Wahl, dann freuen wir uns auch sehr darüber.

 

Jasmine

Wir wünschen dir eine wunderbare Woche und vor allem tolle Retrospektiven.