Facilitate it – Open Space noch besser

Am Wochenende fand in Karlsruhe die .NET Open Space Süd Unkonferenz statt. Nachdem es schon zahlreiche Feedbackbeiträge dazu gibt, werde ich nur einen konkreten Aspekt der Veranstaltung hier aufgreifen, der mir besonders am Herzen liegt.

Während der Session-Themenvorstellungen beschlich mich das Gefühl, dass es einige Hosts gab, die sich eher als Vortragende denn als Ausrichter einer Session sehen und auch mir selbst war kurze Zeit nicht klar, welchen Charakter die von mir angebotene Session haben soll. Zugegebener Maßen ist das Phänomen des Frontal-Vortragenden nicht immer verhinderbar und Wissensgefälle sind ja auch erwünscht.

Die Frage die ich mir stelle, ist jedoch, wie man eine Session so gestalten kann, dass sie trotz eines solchen Gefälles andere miteinbindet und dort abholt, wo sie im Moment stehen. Ein Zitat, welches mich seit längerem begleitet ist „Seek first to understand, then to be understood.

Möchte ich also einer Gruppe ein Thema näher bringen, ist es für mich wichtig zu erkennen, wo die Gruppe steht, damit ich sie verstehen kann. In letzter Zeit habe ich einige Moderations- und Gruppenarbeitsseminare besucht und nun einen Werkzeugkoffer, der den Sessionowner weiterbringen kann: Methoden zur Einbindung von Teilnehmern, Kommunikationswerkzeuge und Umgang mit Material.

In der von mir angebotenen Session „Architektur in agilen Projekten“ konnten Teilnehmer eine Version solch einer moderierten Gruppenarbeit kennenlernen und das positive Feedback bestärkt mich, solche Versuche in Zukunft wieder durchzuführen. Meine eigene Haltung war eher die des Fragenstellers, der für die Gruppe Notizen macht (manche nennen es Visual Facilitation). Während der Session konnte ich feststellen, dass immer dann, wenn Diskussionen stagnierten, die Blicke zum Flipchart gingen und dann wieder dort angeknüpft werden konnte, wo der Austausch vorher begonnen hatte, was für einen guten Fluß während der Session sorgte.

Ich hoffe, einige dieser Techniken pragmatisch beim nächsten Open Space  an Hosts in einer eigenen Session weitergeben zu können, um die Ergebnisse der Gruppenarbeiten weiter zu verbessern.

Auch das Erwartungsmanagement halte ich für wichtig: Ein Sessionhost sollte klar signalisieren, welchen Austausch er sich wünscht, ob er wissen hat oder sich eher als Fragesteller sieht. Ein Open Space lässt durchaus zu, sich mit einer Gruppe zusammenzufinden, wenn man selber keine Ahnung von einem Thema hat.

Ich bin davon überzeugt, dass ein Open Space genauso von einem Prozesswächter profitiert, wie der Scrum-Prozess von einem ScrumMaster. Vorbildlich hingen die Regeln eines Open Space am Wochenende überall im Gebäude. Die Ermutigung dazu, diese auch zu befolgen, hätte manch einem vielleicht ein noch besseres Erlebnis beschert. Für die einen ist es ein alter Hut, für die anderen ist das Format einfach neu gewesen und die kurze Erläuterung der Regeln hilft dem Spirit einer solchen Veranstaltung.

Bis zum nächsten Open Space in Karlsruhe möchte ich mich mit Menschen austauschen, die Open Spaces als Facilitator oder Moderator begleitet haben, um beim nächsten NOS  dieses Wissen miteinbringen zu können. Wenn jemand hier weitere Erfahrungen gesammelt hatte, freue ich mich über einen Kommentar / Tweet.

Bitte versteht meine Anmerkungen als konstruktive Kritik im Sinne der kontinuierlichen Verbesserung. Mir hat der Open Space sehr gut gefallen und ich freue mich, auf das nächste Jahr.

Und eines wünsche ich mir noch: Flipcharts und ein bis zwei Moderationskoffer, das Handwerkszeug für Gruppen. Bleibt nur noch die Frage: Welche Firma spendet einen?

Walk my talk

Was erwartest Du von einem Berater? Er soll Erfahrung haben in dem Thema, dass für Dich wichtig ist und wenn er diese nicht hat, die Fähigkeit verwenden, sein vorhandenes Wissen in kurzer Zeit mit für Dich relevanten Informationen zu verknüpfen, um Dich dann auf Deinem Weg sinnvoll zu begleiten.

Schön ist es, wenn er auch das selber tut, was er anderen als Lösungsvorschlag anbietet. Wie sagen das die Amerikaner so schön? „Walk your talk.“ Das zeigt Überzeugung, denn wenn man den gleichen Maßstab an sich selbst anlegt und die selben mehr oder weniger abenteuerlich-innovative Ideen lebt, lernt man noch mehr darüber und ist ein Vorbild für andere.

Als Scrum Coach ist es mir wichtig, meinen Kunden gegenüber die Transparenz vorzuleben, die er in seinen Teams erwarten darf. Wie geht das? Ein leichtgewichtiger agiler Prozess zur Selbstorganisation bietet sich an: Es gibt ein Coaching Backlog, gemeinsame Reviews und Retrospektiven über den Arbeitsprozess und natürlich ein Taskboard, an dem ich meine eigene Arbeit organisiere. Jeder ist eingeladen, in meinem Büro vorbeizuschauen und sich sein Bild zu machen, mich anzusprechen bei Fragen. So versuche ich das umzusetzen, was ich anderen empfehle. Ein Schrank und die von uns agilen Menschen so oft verwendeten „Stickies“ sind ausreichend hierfür.

Transparenz ist ein wichtiger Grundstein für Vertrauen und davon darf unsere Arbeitswelt gerne noch mehr erleben – in Kollegen, Vorgesetzte und auch Externe.

Und wie siehst Du das Thema Transparenz?